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Anschlag von Halle Erinnern heißt verbinden

Sechs Jahre nach dem Anschlag von Halle bleibt die Erinnerung unbequem: Sie zeigt, wie sich Antisemitismus und Rassismus gegenseitig verstärken und wie sich rechter Terror in digitalen Räumen formt.

 
Halle war ein Angriff auf Jüd*innen, aber auch auf alle, die in Vielfalt leben. Das Gedenken daran verbindet Antisemitismus und Rassismus und erinnert an unsere Verantwortung, beidem entgegenzutreten. (Quelle: Dustin Lose)

Am 9. Oktober 2019 versuchte ein schwerbewaffneter Rechtsextremist, in die Synagoge von Halle (Saale) einzudringen. Drinnen feierten mehr als 50 Jüdinnen*Juden den höchsten jüdischen Feiertag, Jom Kippur. Der Täter scheiterte an der stabilen Holztür. Auf der Straße erschoss er die 40-jährige Jana Lange. Dann zog er weiter zu einem nahegelegenen Döner-Imbiss und tötete dort den 20-jährigen Kevin Schwarze. Beide wurden ermordet, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren und weil der Täter seinen antisemitischen, rassistischen Hass in die Tat umsetzte.

Der Anschlag von Halle war ein Angriff auf das Leben, auf Jüdinnen*Juden in Deutschland und auf die offene Gesellschaft. Er steht in einer Kontinuität rechten Terrors, die nicht erst mit Halle begann und auch danach nicht endete: von den NSU-Morden über den Mord an Walter Lübcke bis zu den Anschlägen in Hanau.

Die Gamifizierung rechten Terrors

Der Täter handelte zwar allein, aber nicht aus dem Nichts. Sein Weltbild war genährt durch antisemitische Verschwörungserzählungen, durch Rassismus. Der Anschlag von Halle markierte eine neue Stufe rechten Terrors. Der Täter inszenierte seine Tat nach dem Vorbild anderer rechtsextremer Mörder, als Streaming-Event, als Computer-Game, mit Anspielungen auf Internetkultur und Memes. Er wollte Nachahmung erzeugen, Likes und Aufmerksamkeit. Hier zeigte sich eine gefährliche Verbindung von Gamifizierung rechten Terrors: rechte Gewalt, die sich in Online-Foren auflädt, vernetzt, ironisiert und dann zur tödlichen Realität wird.

Halle war ein Angriff auf jüdisches Leben in Deutschland. Er macht aber auch sichtbar, dass Antisemitismus und Rassismus in rechtsextremer Ideologie untrennbar miteinander verwoben sind: Der Täter zielte zuerst auf Jüdinnen*Juden – und tötete schließlich einen Menschen in einem Imbiss, den er als „nicht deutsch“ markierte.

Wir erinnern an Jana Lange und Kevin Schwarze


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