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Argumente gegen Verschwörungstheorien Von der scheinbar harmlosen Verschwörungstheorie zum geschlossenen Weltbild

Das Projekt „No World Order  – Handeln gegen Verschwörungstheorien“ widerlegt gängige Verschwörungserzählungen. Einzelne Verschwörungserzählungen können sich zu einer „Weltverschwörung“ kumulieren.

 
Ein Flugzeug mit Kondensstreifen. Sonst nichts. (Quelle: Staboslaw / Pixabay)

Die vorgestellten Verschwörungstheorien können einzeln auftreten; besonders problematisch wird es jedoch, wenn sich mehrere Erzählungen miteinander zu einer Theorie der Weltverschwörung verbinden. Dann hilft zumeist kein Widerspruch mithilfe von Fakten mehr, um ein Umdenken zu ermöglichen. Die moderne Welt ist vielschichtig, turbulent und verändert sich ständig. Für die meisten Menschen stellt das eine Herausforderung dar. Manche Personen, die weniger gut dazu in der Lage sind, die Widersprüchlichkeit und Vielschichtigkeit moderner Gesellschaften auszuhalten, neigen dazu, sich Verschwörungstheorien zuzuwenden. Denn oft ist nicht sofort ersichtlich, wie ein bestimmtes Ereignis zustande gekommen ist. Verschwörungstheorien ordnen unübersichtliche Informationen, indem sie die Welt in ein stark vereinfachendes Gut/Böse- oder Freund/Feind-Schema unterteilen. In diesem Schema gibt es auf jede gesellschaftliche, politische oder geschichtliche Frage eine einfache, aber falsche Antwort: Eine gewisse geheime Gruppe soll für alles Übel in der Welt verantwortlich sein.

Menschen versuchen auf diesem Weg, ihrem eigenen Leben und der sie umgebenden Welt Sinn zu verleihen. Verschwörungstheorien erfinden Verbindungen zwischen Ereignissen und Phänomenen bzw. deuten bestehende Zusammenhänge falsch. So schaffen sie nicht nur Feindbilder, sie wirken auch sinnstiftend und bieten die Möglichkeit, sich als Kämpfer*in für das Gute zu füh-len. Die Vorstellung, zu wissen, „wer wirklich die Fäden in der Hand hat“, und jene, die es noch nicht „wissen“, darüber aufzuklären, ist von zentraler Bedeutung für Verschwörungstheoretiker*innen. Die Gruppe derjenigen, denen unterstellt wird, die Welt zu beherrschen, soll bekämpft werden und braucht daher einen Namen. Sehr häufig wird in diesem Zusammenhang der alte antisemitische Mythos von der „jüdischen Weltherrschaft“ genutzt. Die Namen einzelner jüdischer Menschen oder Familien (Rothschild, Rockefeller, George Soros), aber auch der Zionismus stehen als Chiffren stellvertretend für diesen Mythos. Schon die Nationalsozialisten nutzten diese Lüge als „Argument“ für die millionenfache Ermordung jüdischer Menschen.

Seit der Befreiung durch die Alliierten und dem Ende des „Dritten Reiches“ ist offener Antisemitismus zwar gesellschaftlich tabuisiert, aber nicht verschwunden. Er wird durch besondere Umschreibungen und Wörter (Codes und Chiffren) ausgedrückt, bei denen klar ist, dass Jüdinnen und Juden gemeint sind, ohne sie direkt zu nennen. Wenn Verschwörungserzählungen sich zu einem geschlossenen Weltbild verdichten, scheinen sie in der Lage zu sein, umfassende Erklärungen für alles zu liefern. Stattdessen schieben sie jedoch die Verantwortung für alles Schlechte in der Welt einer „kleinen Gruppe Mächtiger“ zu. Darin ist letztlich eine Aufforderung zur Gewalt enthalten: Glaubt man erst zu wissen, wer „die Bösen“ sind, dann ist deren Vernichtung der einzige Weg, „das Gute“ siegen zu lassen.

 

Hier geht es zu den Widerlegungen gängiger Verschwörungstheorien (wird fortlaufend veröffentlicht):

Die Broschüre

„Wissen, was wirklich gespielt wird … Widerlegungen für gängige Verschwörungstheorien“.

Herausgegeben von der Amadeu Antonio Stiftung und von der „Gemeinnützige Respekt! Kein Platz für Rassismus GmbH“, Berlin 2019

Zu beziehen über: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/publikationen/wissen-was-wirklich-gespielt-wird/

Als PDF zum Download: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/wp-content/uploads/2019/10/Verschw%C3%B6rungstheorien_widerlegen.pdf

No World Order – Handeln gegen Verschwörungsideologien

Das Projekt „No World Order. Handeln gegen Verschwörungsideologien“ wurde im Jahr 2015 ins Leben gerufen, um die Zivilgesellschaft über die Gefahren aufzuklären, die von Verschwörungsideologien ausgehen und Gegenstrategien aufzuzeigen. Das Besondere an „No World Order“ ist seine Expertise zum Verhältnis von Verschwörungsideologien und Antisemitismus. Das Projekt richtet sich an Multiplikator*innen aus der Politik, dem Bereich schulischer und außerschulischer Bildung, Mitarbeitende von Beratungsstellen und NGOs sowie Fachpersonen des Forschungsfeldes Conspiracy Theory Studies. Als eines der ersten Projekte hat No World Order das Themenfeld „Verschwörungstheorien“ konstant bearbeitet und führt diese Arbeit bis heute fort.

Kontakt:

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